Das Riesenbecker Platt – Dokumentation

Im Oktober 2020 legte Rudolf Averbeck – ein versierter Kenner des Riesenbecker Platt – unter dem Titel „Das Riesenbecker Platt – Dokumentation“ eine umfassende Darstellung der Riesenbecker Mundart vor. Auf 1.272 Seiten enthält es so ziemlich alles Wissenswerte über das Riesenbecker Platt. Damit liegt jetzt eine einzigartige und annähernd vollständige Quelle für alle Sprach- und Heimatfreunde vor. Erfreulicherweise ist es sehr übersichtlich und leicht verständlich geschrieben. Selbst die Grammatik („Grammatik“ haben die meisten aus ihrer Schulzeit in schlechter Erinnerung) ist in ihrer klaren Strukturierung und mit ihren vielen einfachen Beispielen leicht lesbar und verständlich.

Die Dokumentation beinhaltet

  • eine weitgehend vollständige, detaillierte Grammatik,
  • ein Vokabular mit über 36.500 Wörtern des aktiven Wortschatzes (mit grammatikalischen Zusatzinformationen wie Pluralform, Genus, Komparationsformen, Hauptstammformen)
  • viele Wörter sind durch geläufige Beispielssätze o.ä. näher erläutert
  • Listen plattdeutscher Haus- und Höfenamen, Gewässer- und Straßennamen aus Riesenbeck,
  • Ein kleines Vokabular der inzwischen faktisch ausgestorbenen plattdeutschen Kindersprache
  • sowie eine Zusammenstellung von
    • Redensarten,
    • Sprichwörtern,
    • Wortgebrauch,
    • Spottversen,
    • und einiges mehr.

Exemplarisch werden historische Texte des Riesenbecker Platt vorgestellt (Rosa Verlage, die Riesenbecker Wenker-Sätze, August Wegmann) und sprachlich mit dem Gegenwartsplatt verglichen. Dabei werden die Sprachveränderungen der letzten 150 Jahre herausgearbeitet. Daran lässt sich leicht zeigen, dass Plattdeutsch eine lebendige Sprache ist, die sich auch ständig verändert hat. Die meisten Veränderungen sind nichts anderes als hochdeutsche Einflüsse, die in das Riesenbecker Platt eindringen. Der hochdeutsche Einfluss ist, wie sich auch anhand dieser Dokumentation zeigen lässt, sehr deutlich – und leider auch meist weiter vorangeschritten als in anderen Teilen des Münsterlandes. Während beispielsweise im Südmünsterland „met“ und „sin“ noch geläufig sind, sind diese alten plattdeutschen Allerwelts-Wörter in Riesenbeck schon seit 100 Jahren durch die hochdeutschen Formen „mit“ und „bin“ ersetzt.

Die Dokumentation ist in der üblichen Wibbelt-ähnlichen Schreibweise geschrieben, das Vokabular parallel zusätzlich in einer einfachen phonetischen Schrift. Dies ist sinnvoll, um auch in Zweifelsfällen die richtige Aussprache darstellen zu können. Dazu zwei Beispiele: das „s“ in „fisseln“ wird im Riesenbecker Platt stimmhaft gesprochen, das „v“ in „Villa“ stimmlos (wie „Filla“).

Die Dokumentation ist als ausführliche Grundlage für das Erlernen und Vertiefen des Riesenbecker, aber auch Münsterländer Platt angelegt. Sie ist in jeder Hinsicht ein präzises, sehr authentisches Nachschlagewerk für alle Interessierten, insbesondere auch für alle Heimat- und Plattdeutschfreunde. An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass das Riesenbecker Platt um maximal 10 % vom Plattdeutsch anderer Orte des Münsterlandes abweicht (z.B. weicht das Platt des Geburtsorts Wibbelts, nämlich Vorhelm im südlichen Münsterland, um lediglich 8 % vom Riesenbecker Platt ab).

Die Sammlung des Sprachschatzes nach dem grundsätzlichen Prinzip: „Erfasst wie gehört“ dauerte von 1983 bis 2020. Diese sehr authentische Art der Erfassung macht diese Dokumentation zu einer besonders zuverlässigen Quelle.

Nebenbei entstanden während des Erfassungszeitraumes „Dat Mönsterlänner Platt – Lehrbuch“ (2007) (verwendet in vielen Sprachkursen überall im Münsterland, insbesondere auch von der Plattdeutschschule im Mühlenhof Münster) und „Dat Mönsterlänner Platt – Wörterbuch“ (2017). Dieses Wörterbuch basiert auf dem Vokabular der Dokumentation, enthält aber zusätzlich auch die lokalen Sprachvarietäten des ganzen Kernmünsterlandes.

Die Dokumentation des Riesenbecker Platt ergibt in ihrer Gesamtheit ein erstaunlich lebendiges Bild des Riesenbecker Platt und des soziokulturellen Umfeldes, historisch eingebettet in die Zeit um die letzte Jahrtausendwende. Sie ist in vielfacher Hinsicht einzigartig; so gibt es zum Beispiel weder ein umfangreicheres lokales Wörterbuch noch eine vergleichbare Grammatik. Sie stellt beim Lernen und Vertiefen der Plattdeutschkenntnisse eine gerade unerschöpfliche Materialquelle dar.

Das Buch ist beim Verlag, im Internet oder direkt beim Autor in Birgte erhältlich.

„Das Riesenbecker Platt – Dokumentation“, gebunden, 1.272 Seiten, erschienen im Verlag wiegedruckt in Bevergern, ISBN 978-3-86696-813-4 zum Preis von 49,90 €.