Vierter Band der Geschichtszeitschrift NORDMÜNSTERLAND. FORSCHUNGEN UND FUNDE für den Kreis Steinfurt erschienen

Friedhöfe, Schützen, Kirchenpatronat, Lehnsprozesse, Kunst und Kommerz im 17. Jahrhundert sowie Ortsnamen: Die thematische Palette des aktuellen vierten Bandes der regionalgeschichtlichen Zeitschrift „Nordmünsterland. Forschungen und Funde“ ist wieder einmal recht breit aufgefächert. Auch zeitlich spannt sich der Bogen auf fast 300 Seiten erneut vom Mittelalter bis in die jüngere Vergangenheit.

Breites Interesse dürfte in diesem Jahr allerdings der Beitrag zu den Schützen in der Region finden. Denn über die vielen Facetten der Geschichte der Schützen im nördlichen Münsterland schreibt der Historiker Sebastian Kreyenschulte in einem umfang- und materialreichen Aufsatz. Darin räumt er mit vielen alten Vorstellungen auf, die sich vielfach bis heute erhalten haben – etwa, dass der Ursprung der Schützen in der Verteidigung der Städte und ihrer Bewohner liege. Ausführlich legt Kreyenschulte die spätmittelalterliche Geschichte der Schützen in den katholischen und protestantischen Städten des nördlichen Münsterlandes als Bruderschaften dar und erklärt ihre mehrfach wandelnden Rollen in der städtischen und in der ländlichen Gesellschaft im Laufe der Jahrhunderte. Außerdem wendet sich der Autor auch dem Problem der Datierung des Alters vieler moderner Schützenvereinigungen zu, die sich selbst gerne eine weit in die Vergangenheit reichende Kontinuität zuschreiben. Nach Kreyenschultes genauen Prüfungen ist dies allerdings nur in wenigen Fällen zulässig und möglich. Sein Fazit: Viele Schützenvereine im Kreisgebiet sind gar nicht so alt, wie sie glauben!

Die Geschichtszeitschrift „Nordmünsterland“, die sich Fragen der lokalen und regionalen Geschichte im Steinfurter Kreisgebiet und angrenzender Regionen widmet, wird jährlich von der „Forschungsgemeinschaft zur Geschichte des Nordmünsterlandes e.V.“ herausgegeben. Der gemeinnützige Verein wurde 2012 von Historikern aus dem Kreis Steinfurt gegründet.

Unterstützt wurde die Drucklegung des vierten Bandes der Zeitschrift, die im Lippe Verlag erscheint, durch den Kreis und die Kreissparkasse Steinfurt.

Die 272-seitige Zeitschrift „Nordmünsterland. Forschungen und Funde“, Band 4 (2017), herausgegeben von der Forschungsgemeinschaft zur Geschichte des Nordmünsterlandes e.V., ISBN 978-3-89918-063-3, ist im Buchhandel (z.B. bei der Buchhandlung Eckers in Rheine)  und bei der Forschungsgemeinschaft unter www.forschungsgemeinschaft-nordmuensterland.de zum Preis von 14,90 Euro zu erwerben.

Aus dem Inhalt:

Aufsätze

Christof Spannhoff:

Vom Kirchhof zum Friedhof. Der lange Weg der Begräbnisplatzverlegung in Lienen (1824-1857). Teil 1: Voraussetzungen S. 7–136

Sebastian Kreyenschulte:

Genese und Entwicklung des Schützenwesens im Nordmünsterland S. 137–195

Sebastian Schröder:

Gräfliches Patronat vs. niederadliger Einfluss. Der Konflikt um die Pfarrstellenbesetzung in Alswede im Jahr 1616 zwischen dem Grafen von Tecklenburg und dem lokalen Adel S. 196–223

Josef Bröker:

Lehnsuntreue eines Toten? Neue Erkenntnisse zum Prozess Grothaus gegen Twist um das Burglehen Wittlage (Krietenstein) S. 224–243

Miszellen

Peter Ilisch:

Zwei Horstmarer Bürgermeister des 17. Jahrhunderts zwischen Kunst und Kaufmannschaft S. 244–256

Christof Spannhoff:

Werisun – Wersene – Wersen. Der Ortsname Wersen (Gemeinde Lotte, Kreis Steinfurt) S. 257–264

Sebastian Schröder:

Ergänzung zur Frage, ob die vom Chronisten Gerhard Arnold Rump überlieferte Klosterordnung für das Stift Leeden von 1585 tatsächlich existierte S. 265–269