Warum die Denkmalpfleger:innen davon (meistens) nicht begeistert sind
Um das Thema Translozierung (Umsetzung) von historischen Gebäuden ging es bei der gemeinsamen Sitzung der Fachbereiche Denkmalschutz und Museen am 25. Januar 2025 im Heimathaus in Altenberge.
Begrüßung durch Franz Müllenbeck.
Der Ort war passend zum Thema gewählt, denn auf dem Gelände des dortigen Heimathauses gibt es: 1. Ein Baudenkmal am originalen Standort – das frühere Wohnhaus des Dorfpolizisten mit angebauter Arrestzelle und heutige Heimathaus „Kittchen“; 2. Einen zweistöckigen Fachwerkspeicher von einem Bauernhof in Altenberge, der hier originalgetreu wieder aufgebaut wurde; 3. Ein Versammlungs- und Archivgebäude, das unter dem Namen „Stenings Scheune“ mit alten Fachwerkteilen verschiedener Gebäude umkleidet wurde; und 4. Eine Werkstatt mit einer komplett eingerichteten Holzschuhmacherei in einem neu errichteten Gebäude im Fachwerkstil.
Nach einer Begrüßung durch den Vorsitzenden der Heimatvereins Altenberge, Franz Müllenbeck, und einer Einführung durch Werner Witte vom Vereinsvorstand führten Frauen und Männer des Museumsteams die interessierten Gäste durch die verschiedenen Gebäude und Ausstellungseinheiten. Dabei gingen sie immer wieder auch auf den Aspekte Altbau-Umbau-Neubau ein und sprachen verschiedene Probleme bei der modernen Nutzung historischer Gebäude an.
Sigrid Schulze Lefert informierte über das Heimathaus.
Im Vortragsteil des Treffens ging es um die Umsetzung von Gebäuden und dabei speziell um die Umsetzung von Fachwerkgebäuden mit dem Ziel einer neuen Nutzung als Heimathaus oder Ausstellungsgebäude. Den Ausgang nahm diese „Bewegung“ im Münsterland in den 1960er-Jahren mit dem Aufbau des „Westfälischen Freilichtmuseums für bäuerliche Kulturdenkmale“ (so hieß es damals) in Detmold. Bald folgenden regionale Freilichtmuseum wie der „Mühlenhof“ am Aasee in Münster, die „Westmünsterländer Hofanlage“ des Museums in Vreden oder der Museumsbauernhof „auf dem Braem“ in Gescher.
Ein frühes und bekanntes Beispiel aus dem Kreis Steinfurt bildete die Umsetzung der „Alten Post“ aus dem Dorf an das Schloss Wellbergen, wo das Fachwerkhaus aus dem 16. Jahrhundert als Ausflugslokal neu aufgerichtet wurde.
Im Nachbarort Wettringen wurde 1984 das Bauernhaus Ahlers, eines der ältesten Bauernhäuser im Münsterland, aus der Bauerschaft Haddorf in eine Grünanlage im Dorf umgesetzt, weil es an Ort und Stelle nicht erhalten bleiben konnte.
Viele weitere Beispiele folgten in den nächsten Jahrzehnten, darunter auch zahlreiche private Initiativen wie etwa die Hofanlage von Heinz Pöpping in Rheine-Elte mit vielen Fachwerkgebäuden aus dem nördlichen Münsterland und dem angrenzenden Niedersachsen. Jüngstes Beispiel einer Translozierung ist das Heimathaus in Schale, ein früheres Altenteilerhaus von 1648, das aus Drievorden in der Grafschaft Bentheim stammt.
Einführung durch Werner Witte.
Denkmalpfleger:innen sehen solche Umsetzungen nicht gerne, weil dabei in der Regel viel originale Bausubstanz verloren geht, etwa die Wandfüllungen des Fachwerks, Verputze, Farbanstriche und häufig auch die Hölzer von späteren Umbauten. Daher wird die Umsetzung von Baudenkmälern auch nur im Ausnahmefall gestattet und ist in der Regel mit dem Verlust des rechtlichen Denkmalcharakters verbunden – auch steuerlich. Ausnahmen gibt es z.B. bei der Umlegung ganzer Ortschaften (etwa zum Talsperrenbau oder im Braunkohlentagebau) oder bei großen öffentlichen Neubauprojekten wie Autobahn-, Straßen- und Kanalbauten, die nicht einfach an anderer Stelle realisiert werden können.
Auch die Freilichtmuseen haben den Substanzverlust bei der Umsetzung von Gebäuden längst als Manko erkannt. Den heutigen Standard bilden dort die „Ganzteiltranslozierungen“. Dabei werden die Gebäude mit Spezialsägen in transportierbare Teile zertrennt, mit Schwertransportern abschnittweise in das Freilichtmuseum gebracht und dort wieder zusammengefügt. Diese Methode erfordert jedoch Spezialkenntnisse und Spezialmaschinen, die bei den ehrenamtlichen Bauleuten der Heimatvereine in der Regel nicht vorhanden sind.